Dienstag, 13. Oktober 2009

Ankanakeba

Was für ein komischer Titel mögt Ihr jetzt denken, aber die Erklärung folgt diesmal nicht auf den Fuß, sondern wird ein wenig auf sich warten lassen, während ich Euch die Ereignisse der letzten Tage in chronologischer Reihenfolge schildern werde.


Nachdem wir mit hethitischer Musik ja wunderbar auf die hethitische Hauptstadt Hattusa eingestimmt waren, ging es – inzwischen zu dritt – von Ankara direkt nach Boğazkale. Dort haben wir auf einem kleinen Campingplatz unter einer Vielzahl von Apfelbäumen genächtigt (3,33 EUR/Pers.!). Hattusa haben wir zu Fuß und Pfote erkundet, und waren alle sehr beeindruckt von dieser unglaublich riesigen Anlage, die heute mitten im Nirgendwo liegt.




Auch das nahe gelegene Heiligtum – Yazılıkaya – wurde von uns beehrt, bevor wir nach Amasya, der schönsten Stadt in der Türkei, aufgebrochen sind. Ähnlich wie in Safranbolu wurden hier die ottomanischen Gebäude liebevoll restauriert und die Lage der Stadt am Fluß, unter den in den Berg eingetieften Königsgräbern hat schon einen besonderen Charme. Leider konnten wir uns das Museum nicht ansehen, da zwar alle Beschäftigten anwesend, aber nicht bereit waren uns an einem Montag auch nur in die Außenbereiche des Museums zu lassen. :-/

Also sind wir in Richtung Erzincan/Erzurum weitergereist. Da die Dunkelheit über uns hereinbrach bevor wir auch nur Erzincan erreicht hatten, haben wir auf einem Lkw-Stellplatz übernachtet, den ich beim Vorbeifahren aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte. Der Besitzer des angeschlossenen Restaurants, der auch ein wenig Deutsch sprach, hat uns (vor allem Micha) gleich adoptiert und fantastisch umsorgt.

Mit der nächsten Etappe haben wir Erzurum erreicht, und uns das kleine nette Museum angesehen. Da der Tag noch recht jung war, haben wir uns nach der Ausstellungsbesichtigung direkt wieder auf den Weg gemacht, diesmal sollte es nach Artvin gehen. Die Straße führte uns durch eine traumhafte Gebirgslandschaft, mit grünen Tälern und hohen Gipfeln, die „georgische Täler“ genannt wird. Zwischendurch haben wir uns eine der dort recht zahlreich vorhandenen georgischen Kirchen angesehen, die Kirche von Öşk. Als wir nach diesem Abstecher wieder auf unsere Gebirgsstraße zurückkehrten, wurde es mit den nächsten Serpentinen dämmrig und schließlich immer dunkler. In einem Anfall von jugendlichem (?) Wahnsinn haben wir beschlossen trotzdem bis Artvin durchzufahren. Dieser Entschluss wurde mit immer schlechter und immer kurviger werdenden Straßen belohnt, die natürlich – wir waren ja tief im Gebirge – nicht beleuchtet waren (so wie einige Autos, die uns entgegen kamen). Und weil, streng nach Murphys Law, ja immer noch etwas mehr schief gehen kann, fing es dann alsbald zu regnen an. Ich glaube, abgesehen von einer ähnlichen Gebirgstour durch dichtes Schneetreiben in der Schweiz, war das die schlimmste Autofahrt meines Lebens, und als wir schließlich heil und wohlbehalten in Artvin angekommen waren, hätte ich direkt in Tiefschlaf fallen können. Artvin ist zwar traumhaft gelegen, macht ansonsten allerdings nicht so viel her, also haben wir uns am nächsten Tag direkt wieder auf die Straße gestürzt und sind der türkisch-georgischen Grenze entgegen gefahren.

Dort hat ein findiger Gauner versucht uns um 20 EUR zu erleichtern, und das ging so: man muss das Auto beim Grenzübertritt an- und abmelden. Für die 10 m, die er meine Autopapiere zum Beamten zur Bestempelung tragen würde, wollte der gute Mann 20 EUR haben. So weit so einfach. Bis wir aber verstanden hatten, was da laufen sollte, hat es ein Weilchen gedauert (Kunststück der Typ sprach eine Mischform aus Russisch und Türkisch), und letztlich hat nur ein Anruf bei einer des Russischen mächtigen Freundin, die Sachlage geklärt.

Erster Stopp auf georgischer Seite war Gonio, wo sich ein römisches Fort befindet, dessen Innenfläche heute von einem traumhaft schönem, verwunschen wirkenden Garten bewachsen ist. Dort finden sich Wein, Orangen-, Zitronen-, Khaki- und Kiwibäume sowie Dattelpalmen und allerlei hübsch anzusehendes, blühendes Grünzeug. (Leider vermögen die Bilder den Zauber dieses Gartens nicht zu vermitteln).




Von dort ging es dann weiter, die Küste entlang, nach Batumi, wo wir herzlich von einer Kollegin empfangen wurden. Batumi, seines Zeichens Sommerparadies Georgiens, ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Die Stadt ist sehr grün, direkt am Schwarzen Meer gelegen und biete auch einiges Sehenswertes (Museum, botanischer Garten, Strandpromenade…). Die Menschen hier sind sehr freundlich, und Uly sei Dank haben wir mal wieder Kontakt zu einem einheimischen Jäger gefunden (der einen Deutsch Kurzhaar besitzt), und wurden prompt zur Jagd auf viel zu schnell fliegende, kleine Strandsanddünenvögel eingeladen. Aber streng nach Murphy’s Law passiert das natürlich immer genau am Abreisetag. :-(




Tja, was soll man machen. Über Vani und Kutaisi, wo wir uns den archäologischen Museen gewidmet haben (in Vani inkl. einer sehr schönen Führung durch eine alte, französisch Sprechende Professorin), sind wir am Abend des letzten Freitages in Tbilisi angekommen, wo wir von einer sehr lieben Kollegin und Freundin erwartet wurden. Am Samstag ging es dann gleich weiter, zunächst nach Signagi, einem sehr hübschen kleinen Städtchen in den Bergen Kakhetiens (mit sehr schönem archäologischen Museum, wo der berühmte goldene Löwe ausgestellt ist), und schließlich zu einem Weingut in Ikalto, wo wir zum Weinerntefest eingeladen waren.

Und damit kommen wir nun also auch endlich zur Bedeutung des Titels des heutigen Blog-Eintrages: Ankanakeba ist ein altgeorgisches Wort, das in etwa „niemals endende Feier“ bedeutet.

Die Weinernte war bereits annähernd beendet, als wir eintrafen, also konnten wir nur noch beim Decken der „supra“ helfen. Wie in Georgien üblich gab es eine reich gedeckte Tafel mit allen möglichen Leckereien. Traditionsgemäß übernahm der Hausherr, ein Amerikaner, die Rolle des Tamada.




Ein Tamada ist diejenige Person bei Tisch, die das Toasten übernimmt, leitet und überwacht. Der Tamada kann jemand anderem das Wort erteilen, allerdings bezieht sich das gewöhnlich auf einzelne Toasts, deren Themen dazu noch vorgegeben sein können. Getoastet wird viel und gerne, und man lernt die Menschen, mit denen man den Abend verbringt und das Essen teilt, sehr intensiv kennen. Klassische Toasts (Gesundheit, Freunde, Glück, Frieden) sind ebenso vertreten wie spezielle, personengebundene (XY, Kinder, Eltern etc.) und anekdotistische. Keine supra geht zu Ende, ohne dass auch auf diejenigen angestoßen wird, die nicht mehr bei uns sein können. Doch dieser Toast darf wiederum nicht der Letzte sein.

Alles in allem wird so aus einem ganz normalen Essen ein echtes Erlebnis, dass die um den Tisch versammelten Menschen näher zueinander bringt.

Ebenfalls ein lebendiges Element eines georgischen Festes ist der Gesang, Der Georgier an sich singt gerne und wahnsinnig gut, so dass es eine echte Freude ist, den Darbietungen zu folgen.

Doch leider endet in unserer Welt auch die schönste Feier an einem Punkt, und so beende ich auch diesen Blog-Eintrag, wenn es gerade am schönsten ist, und sage: Gagimadschos! Auf Euer Wohl!







“What a strange title that is!” you might think, but we will leave the explanation for later, and try to concentrate on what has happed before this word came into focus.


After being prepared for the hittite capital by that wonderful Orchestra, we went – now counting three humans and a dog – from Ankara directly to Boğazkale. There we stayed on a small Camp-site among plenty of apple trees (for 3,33 EUR/Pers.!). We explored impressing Hattusa by foot and paw and marvelled at its location in the middle of nowhere. We also went to the nearby sanctuary – Yazılıkaya – which belongs to the same period, before we went on to Amasya, which is said to be Turkeys most beautiful town. As in Safranbolu, they took to reconstruct and preserve the ottoman houses there, and as it is situated on the banks of a river, below some kings stone graves, it is especially charming. Unfortunately the museum was closed, although all the staff were there. Event he outside area was open (there was a gate), but no visitors were allowed. :-/

So we proceeded to Erzincan/Erzurum. As night was falling before we even reached Erzincan, we stayed at a truck stop, which I noticed out of the corner of my eyes, when we drove by. The owner of the enclosed restaurant was a very nice and kind man, who spoke a little bit of German and sort of adopted us right away, caring for us in a fantastic and most delicious way.


The next day we reached Erzurum and visited the small though very nice museum. As it was still early when we finished looking at the exhibition, we decided to move on to Artvin directly. The road went through beautiful mountain valleys, very green and mostly going along the river, surrounded by mountains on either side. This region is called “Georgian valleys for obvious reasons, as there are a lot of Georgian churches there. We visited one, Öşk church, which was at ruins, but still very beautiful. After that we returned to our mountain road and in a very crazy moment decided to go on to Artvin though darkness already loomed behind the top of the mountains. This decision was rewarded with a road that got worse and worse in terms of quality and curves, and of course – as we were deep within the mountains – there was no light. By the way there were some cars as well, that went without light (not funny!). And because Murphy set up his law, it started to rain shortly after dark. Apart from a trip in the swiss alps, with a snowstorm and 90° curves, that was the worst drive of my life, and when we finally arrived in Artvin I felt like directly going to bed and sleeping for ages. Artvin is set very nicely at the slopes of a mountain, but apart from that there is not much to see or do, so we went on directly on the next morning and headed for the Turkish-georgian border.


There a real jackal tried to rid us of 20 EUR, as you have to register your can when you enter and/or leave the country. For the 10 m or so to the responsible official he wanted to carry my papers and be paid 20 EUR. So far so simple. But as he was talking a mixture between Turkish and Russian, we did not understand what he wanted, until a phone call to a friend who speaks Russian cleared the situation.


First stop in Georgia was Gonio, a roman fortress, which insides nowadays contain a most beautiful garden with orange, lemon, khaki and kiwi trees as well as wines and dates. (Unfornutaly the pictures do not transport the beauty and magic of this place.) From there we moved on along the coast to Batumi, where we were heartedly welcome by a colleague. Batumi is worth a visit in any case.




Being the summerparadise of Georgia, it has nice beaches, a very cute little museum, a beautiful botanical garden (subtropic climate!) and much more. The Batumi people are a very friendly and kind lot and thanks to Ulysses we again came in contact to a local hunter (who owned a Deutsch Kurzhaar by the way), who directly invited us to hunt with him on very fast flying, beach birds. Unfortunately those invitations tend to come along almost always on our days of departure. :-(


Well what can we do. Through Vani and Kutaisi, where we had a look at the archaeological museums (in Vani including a very nice guided tour by an old, French speaking lady professor) we went to Tbilisi, which we reached on Friday evening, being expected by a very dear colleague and friend. The next morning we drove to Signagi, a very nice littly town in the mountains of Kakhetia (with a very new archaeological museum, where you can see the famous golden lion) and proceeded to a vintners in Ikalto, where we were invited to a wineyielding party.



 Now we finally come to the title of todays blog entry: Ankanakeba, which is an old-Georgian Word for “never-ending party”.


The work was almost done, when we reached the property, so the only thing to do for us was helping to prepare the supra. As is common in Georgia the table was set with a lot of Georgian food and drinks – all very delicious! Following traditional Georgian customs the house owner, an American, took to the role of the tamada. The tamada ist the person who conducts and speaks the toasts. He/She can give out the toasts him-/herself or tell anyone else to do it (often connected to a special theme of the toast). There are a lot of toasts during a feast and this way you get to know the people you are celebrating and eating with very intensely. There are common toasts (health, friends, luck, peace etc.), special ones to persons or people (person xyz, children, parents etc.) and those that involve little stories. No supra is completed without a toast to those beloved ones who are not with us anymore, but this toast can never be the last one of a feast!


In this way an “ordinary” dinner becomes an experience that brings the people around the table a lot closer together.


Another very vivacious element of a Georgian feast is singing. The Georgian in general likes to sing – and does so marvellously well! – and it is a real pleasure to listen to these performances.


Unfortunately in our world today even the best feast ends at one point and so I will end todays entry when it is at its best and say: Gagimadschos! On your well being!





2 Kommentare:

  1. Oh habt ihr es gut.
    Auf mich warten hier selten soviele nette Freundinnen und tolle Feste gab es auch nicht.
    Die Männner waren gestern und heute zur Jagd in Boppard und es muss wirklich toll gewesen sein. Justus hatte auch noch Waidmannsheil da er als Hundeführer mit seinem scharfen Messer ein Reh abfangen konnte, das die Hunde gegriffen hatten.
    Dralle hat sich dann wieder einmal im Sauen packen gemüht, aber leider war Cedric nicht mit um ihre dabei zu helfen und so muß sie irgendwann die Kraft verlassen haben und sie mußte dann doch loslassen, bevor Justus mit dem scharfen Messer wieder helfen konnte.
    Cedric durfte aus Sicherheitsgründen nicht mit, aber da haben sich die beiden Jäger im nachhinein mächtig drüber geärgert, denn dann hätten sie die Sau bestimmt gehabt. Die Gründe waren eigentlich das Cedric hier in den letzten Tagen ein bischen den Egomanen hat raus hängen lassen, da sein Hörvermögen offenbar sehr nachgelassen hatte. Aber irgendwie ist es in den zwei Tagen ohne die Mädchen ein bischen wieder zurück gekommen. Außerdem konnte ich mich so ganz auf ihn einlassen und nach einer Stunde verschärftem Beifuß gehen, tat er alles wieder was er sonst auch kann. Ich glaube die Frauen haben ihm total den Kopf verdreht. Wie Männer so sind.
    Anouk hat inzwischen auch die SPL bestanden und ansonsten geht es allen prima.
    Ich wünsche euch weiter eine tolle Reise, bleibt hübsch gesund und munter.
    Bei uns gibts jetzt selbst gebratenen Hirsch.
    Alles liebe
    Tanja

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  2. Hallo ihr drei, frohe Weihnacht nachträglich, hoffe es kommt an. bleibt trocken.
    legt ein frommes wort für uns arme sünder ein.

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